Gleitreibungs-Widerstand – erklärt am Beispiel von Polyurea-Beschichtungen
Der Gleitreibungs-Widerstand beschreibt die Kraft, die der Bewegung zweier Körper entgegenwirkt, wenn diese bereits aneinander entlanggleiten. Er gehört zu den sogenannten Reibungskräften und tritt immer dann auf, wenn sich zwei Oberflächen relativ zueinander bewegen.
Was beeinflusst den Gleitreibungs-Widerstand?
Der Widerstand hängt maßgeblich von zwei Faktoren ab:
- Der Beschaffenheit der Oberflächen (z. B. rau, glatt, beschichtet)
- Der Anpresskraft (Normalkraft), mit der die beiden Körper aufeinander gedrückt werden.
Polyurea als reibungsoptimierte Oberfläche
Beschichtungen aus Polyurea können den Gleitreibungs-Widerstand gezielt beeinflussen. Polyurea ist ein hochelastischer, widerstandsfähiger Kunststoff, der sich durch eine abriebfeste, wasserabweisende und strukturell anpassbare Oberfläche auszeichnet. Je nach Anforderung kann die Oberfläche glatt ausgeführt oder mit rutschhemmenden Eigenschaften versehen werden. So lässt sich die Gleitreibung gezielt verringern oder erhöhen.
Anwendung im Fahrzeugbau
Im Fahrzeugbau, insbesondere bei Transportern, Pick-ups, Anhängerflächen oder LKW-Ladeflächen, ist der Gleitreibungs-Widerstand entscheidend für die Sicherheit beim Gütertransport. Eine Polyurea-Beschichtung mit rutschhemmender Struktur sorgt für einen erhöhten Gleitreibungs-Widerstand. Dadurch bleiben Ladungen besser an ihrem Platz, was die Unfallgefahr durch verrutschende Fracht deutlich reduziert.
Ein hoher Gleitreibungs-Widerstand bringt im Fahrzeugbau folgende Vorteile:
- Erhöhte Stabilität der Ladung während der Fahrt
- Weniger Aufwand für zusätzliche Ladungssicherung, da die Reibung selbst schon einen großen Teil der Sicherung übernimmt
- Schutz der Ladeflächen durch die widerstandsfähige und korrosionsbeständige Polyurea-Schicht
- Wetter- und Chemikalienbeständigkeit der Oberfläche – selbst bei Regen oder Schmutz bleibt die Rutschhemmung erhalten
DIN-Normen für Rutschhemmung
Um die Sicherheit von Oberflächen systematisch zu bewerten, gibt es in Deutschland mehrere DIN-Normen, die sich mit der Rutschhemmung befassen. Besonders relevant für Polyurea-beschichtete Ladeflächen und Böden im Fahrzeugbau sind:
- DIN 51130
- Diese Norm bewertet die Rutschhemmung von Bodenbelägen unter schiefen Ebenen im Schuhwerkversuch.
- Die Oberflächen werden in Rutschhemmungsklassen R9 bis R13 eingestuft:
- R9: Geringe Rutschhemmung
- R10: Normale Anforderungen, z. B. für Innenräume
- R11 – R13: Erhöhte bis sehr hohe Anforderungen, oft im gewerblichen Bereich oder Außenbereich
- Eine Polyurea-Beschichtung kann – je nach Strukturierung und Zusatzstoffen – Werte bis R12 oder R13 erreichen, ideal für Ladeflächen und industrielle Anwendungen.
- DIN 51131
- Bewertet den Gleitreibungskoeffizienten durch den Gleitpendeltest.
- Wichtig, wenn es darum geht, gleitfördernde oder rutschhemmende Eigenschaften messbar zu machen.
- DGUV Regel 108-003 (früher BGR 181)
- Diese Regel ergänzt die DIN-Normen und gibt praxisnahe Vorgaben für die Rutschhemmung in Arbeitsbereichen.
- Hier wird festgelegt, welche Rutschhemmungsklasse für unterschiedliche Bereiche vorgeschrieben ist.
- Beispiel: Ladeflächen von Transportfahrzeugen sollten mindestens R11, bei schmutz- oder ölbelasteten Bereichen sogar R12 oder R13 aufweisen.
Fazit
Polyurea-Beschichtungen bieten im Fahrzeugbau eine sichere und langlebige Lösung, um den Gleitreibungs-Widerstand zu erhöhen und die Rutschhemmung gezielt an die Anforderungen anzupassen. Durch Einhaltung und Prüfung gemäß DIN 51130, DIN 51131 und DGUV Regel 108-003 können Fahrzeugbetreiber sicherstellen, dass ihre Ladeflächen sowohl den gesetzlichen Anforderungen als auch den praktischen Erfordernissen an Transportsicherheit gerecht werden.